Burgerliches im Surfcafé

Bei frischem Wind am Nordstrand von Norderney lockt das Surfcafé den fröstelnden Besucher hinters Glas seiner Fensterfronten. Kuschelkissen, Feuerchen im Windlicht und wohltemperierte Musik im Hintergrund empfangen den Einkehrenden mit wohliger Wärme.

Nach einem langen Strandspaziergang bestelle ich Cappuccino zum Aufwärmen, Fritzens Zitronenlimo für die Frische und ein Stück Kuchen für den Nachmittagshunger. Dass dieser gar nicht so klein ist, trifft sich gut: der Kirsch-Landkuchen ist für die Dimension meines Appetits gerade richtig portioniert. Und nicht nur das: Er schmeckt! Was man von den am nächsten Tag in der lokalen Bäckerei erworbenen Backwerken kaum bestätigen kann. Fluffige Teigstruktur, säuerlich-frische Kirschen unter krachenden Streuseln – sehr ordentlich. Dass der Cappuccino aus dem Vollautomaten kommt (oder zumindest so aussieht und schmeckt) ist zwar nicht rühmlich, aber trübt die Sache nicht wirklich. Für etwas mehr als acht Euro ist das eine rundum gelungener Nachmittagsimbiss.

Am nächsten Abend bin ich zurück. Die zwar nicht überlange, aber durchaus charmante und abwechslungsreiche Auswahl des Herzhaften auf der Karte (“Da ist für jeden was dabei”) macht es mir nicht leicht. Ich entscheide mich für den Burger vom Norderneyer Galloway-Rind mitsamt Country-Potatoes, dazu ein Glas Merlot. Letzterem hat die warme Atmosphäre des Raumes ein wenig zu viel Hitze verpasst – nur gut, dass ich Rotwein auch gerne mal ein bisserl warm trinke. Auch geschmacklich hat der Wein eine volle Wärme, wobei er weder meine Nase noch meinen Gaumen vom Hocker reißt. Dies gelingt dafür dem Burger: Saftig, mit schönen Röstaromen kommt das Fleisch daher. Besonders gefällt mir die Kombination mit Ziegengouda und Krautsalat. Letzterer wird nicht in der üblichen sauer-wässrigen Konservenfassung verabreicht, sondern in einer fein süßlich und mit Kümmel abgeschmeckten Marinade. Sehr schön! Vermieden wird gottlob auch das zu oft dargereichte 0815-Burgerbrötchen; ein Sesambagel ist da doch ein würdigerer Rahmen. Was mir fehlt ist die in der Karte ausgewiesene Wasabi-Soße. Tragisch aber auch das nicht: Zu viel Schärfe ist nach meinem Empfinden im Zweifelsfalle ohnehin störend. Die Kartoffeln sind übrigens auch nicht von schlechten Eltern: innen weich und cremig, außen wunderbar kross, ohne Altfettnoten. Super! Hübsch auch die frische Sour Creme dazu (und das sage ich als Majo-Fan). Nicht verstanden habe ich allerdings die in diese eingearbeiteten Bröckchen (von der Gewürzgurke?), deren Geschmacksneutralität sie als durchaus überflüssig erscheinen lässt. Trotz dieser Fußnoten mein Fazit: Ein prima Essen für gut 17 Euro. Touristen-Nepp am Nordseestrand sieht anders aus!

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