Bäume, Felder, Deutsch

"Wohltuend, wenn auch anstrengend" – So könnte man meinen Kurztrip übertiteln, der mich am vergangenen Wochenende ins Ostwestfälische führte.

Meine Cousine feierte ihren 50. Geburtstag, und hatte alle ihre Lieben zu einem großen Fest geladen. Ich flog denn also gewissermaßen als Überraschungsgast am Samstag gegen 9 Uhr aus der spanischen Metropole zunächst nach Düsseldorf, wo mich meine Eltern einsammelten, um dann mit mir in die ostwestfälische Provinz nach Vlotho-Exter zu fahren. Aufmerksame Leser dieses Blogs werden nun schon bemerkt haben, dass ich am Samstag nicht der Ausgeschlafenste sein konnte, war doch am Freitag bis vier Uhr Fiesta de Museo angesagt. In der Tat hatte ich schon entspanntere Reisen erlebt, doch war ich – auch im Nachhinein – gerne bereit, das Schlafdefizit investiert zu haben. Wie schon das eine oder andere Mal zuvor in diesem Internettagebuch kann ich mich zur Festumschreibung des Stilmittels des stichwortartigen Brainstormings bedienen: Kaffee und Tante Rias Rembrandtschnitten, Wohnmobil von Onkel und Tante nebenan, "Kühltasche nicht kippen, sonst fällt der Kuchen um", Trachtenlook der Ältesten, buchsbaumeingefasster Idyllenbauerngarten, Haus – Gelände – Kinder – alles beneidenswert!, viel frischgezapftes Pilsbier, viele nette Leute, knallernde Rabauken, Wilmas Thekenschlampen, Walzer, Quickstep und Discofox mit Cousine und Mutter und Tante und viel Spaß, gute Gespräche zu Glaube, Kirche, Politik, zuviel Qualm, Spanferkel mit Kruste und Sauerkraut, Westerwälder Kümmel, Feuerwerk im Gewitter, angenehme Nachruhe, Entspannen im Sonnenbad, Applaus für Jedermann, nochmal Spanferkel, nochmal Kaffee, Rückfahrt in die Landeshauptstadt, Rückflug in Spaniens Hauptstadt.

Zwei Dinge habe ich – neben dem Kennenlernen vieler Menschen und dem Wiedersehen der Familie und derer, die ich vor mehr als zehn Jahren während meines vierwöchigen Sommers in Exter kennenlernte – besonders genossen: grüne Landschaften und das entspannte Sprechen der deutschen Sprache. Als "Junge vom Land", als der ich mich zumindest annähernd bezeichnen würde (nur annähernd deshalb, weil ich immerhin in der Kreisstadtmetropole Altenkirchen im Westerwald aufgewachsen bin), ist das Leben in großen europäischen Metropolen zwar eine unglaublich bereichernde Erfahrung, doch ist das Landschaftserlebnis in Städten einfach (zu) eingeschränkt. Da kann ein Retiro oder ein Park del Oeste noch so ausgedehnt und grün und baumbestückt und was weiß ich sein, an Wälder, an Felder und Wiesen, Gärten und Hecken kommt diese Pseudonatur nicht heran. Und wenn ich auch immer weniger Konzentration aufwenden muss, um englisch zu kommunizieren, so ist es, einmal abgesehen davon, dass mein Spanisch noch immer unglaublich schlecht ist, ein wirkliches Wohlgefühl, wenn man für einige Stunden in seiner Muttersprache zu hören und sprechen das Privileg hat. Ob das mal anders wird? Man weiß es nicht. Nun denn, was ich weiß, ist, dass sich der kurze Abstecher nach Deutschland in jedem Falle gelohnt hat! Schön war’s.

Beteilige dich an der Unterhaltung

2 Kommentare

  1. “Die Exter ist ein gut 25 Kilometer langer linker Zufluss der Weser, der bei der Ortschaft Alverdissen auf einer Höhe von etwa 300 Metern über NN entspringt und östlich der Altstadt von Rinteln auf einer Höhe von nur noch 54 Metern über NN in die Weser mündet. Sie gab der 1969 neu gegründeten Gemeinde Extertal ihren Namen, die hauptsächlich ihr Einzugsgebiet umfasst.” (von: http://de.wikipedia.org/wiki/Exter)
    Es grüßt klugscheißernd – juko

  2. Mein lieber Herr Kollege Universitaetssenator,
    Sie liegen falsch. Bzw. nur halb richtig. Die Exter mag ja – gemaess Wikipedia – ein Fluss sein, doch ist auch ein Stadtteil von Vlotho mit diesem Namen gekennzeichnet, was unschwer herauszufinden jeder in der Lage sein duerfte, der den Wikipedia-Artikel, der von Ihnen angegeben wurde, mitsamt seinem Ueberschriftshinweis zu lesen bereit ist: “Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Fluss Exter. Für den Stadtteil der Stadt Vlotho siehe Vlotho.”
    Es gruesst in naemlicher Weise zurueck:
    der Vogelwart (Univ. Sen. a.D. 😉 )

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

23 − 17 =