Verteidigung und deutsches Bier

Eine Doktorarbeit beinhaltet auch in Dänemark die Abfassung einer Dissertation sowie die Verteidigung der Arbeit in einer Disputation (=öffentliche Verteidigung). Die kumulative Dissertation des Kollegen Frank Wugt Larsen enthält insgesamt sechs Artikel, davon sind zwei bereits veröffentlicht, zwei sind im Druck und zwei sind "about to be submitted". Respekt. Gestern konnte ich nun Franks Verteidigung miterleben und so schon einmal einen Eindruck bekommen, was da in ungefähr drei Jahren auf mich zukommen wird. Das ganze beginnt mit einem Vortrag von ungefähr vierzig Minuten, dann werden von der Prüfungskommission zunächst für ca. zehn Minuten direkte Fragen zum Vortrag gestellt. Der Prüfungskommission gehören übrigens insgesamt drei Personen an, wobei ein Mitglied des Instituts den Vorsitz innehat, sich aber beim Fragen eher zurückhält, sondern den anderen beiden Mitgliedern den Vortritt lässt. Diese, international im Thema der Dissertation anerkannten Wissenschaftler, werden – auf Vorschlag des betreuenden Professors – von der Naturwissenschaftlichen Fakultät berufen. Somit ist eine gewisse Unabhängigkeit gewährleistet. Der Betreuer der Arbeit ist übrigens nicht Mitglied der Prüfungskommission und darf keinerlei Äußerungen machen oder Fragen stellen. Zurück zum gestrigen Vortrag: Nach einer zehnminütigen Pause beginnt die eigentliche "Verteidigung", die etwa. 75 Minuten dauerte. Das ist für den Kandidaten ein ziemliches Stück Arbeit, muss er sich doch mit vielen (z.B. methodischen) Detailfragen auseinandersetzen. Zum Beispiel war ungefähr folgendes zu hören: "Es gibt ja für diese Analyse ein ganzes Bündel von Methoden. Du hast sicher begründeterweise die von dir genutzte Methode gewählt. Wie hätten sich denn die Ergebnisse verändert, wenn du jene Methode genutzt hättest und welche Konsequenzen hätten daraus, bezogen auf einen weiter gespannten Kontext, gezogen werden müssen?" Diese Verteidigungsprozedur ist also durchaus etwas umfangreicher als die bekannte deutsche Variante. Doch einen Vorteil hat das ganze: Es gibt keine Note, sondern man bekommt nur mitgeteilt, ob man bestanden hat oder nicht. So erspart man sich dieses Gefeilsche um summa cum laude, magna cum rite oder was weiß ich. Der gemeine deutsche Professor hat doch eh keine Ahnung mehr, was diese Begriffe überhaupt bedeuten. Ich könnte da jetzt Geschichten aus dem Senatsausschuss für Lehre, Studium und Nachwuchsförderung erzählen, in dem wir wochen- und monatelang über die neue Rahmenpromotionsordnung gestritten haben. Aber lassen wir das…

Nach der Verteidigung gab es dann ein get together bei Wein und Häppchen in einem Seminarraum, in dessen kühle Lehrveranstaltungsatmosphäre man mit ein paar samtigen blauen Tischdecken und drei bis vier Teelichtern ein bisschen Gemütlichkeit hineinzuzaubern versucht hat. Mit recht mäßigem Erfolg, wie man sich vorstellen kann. Es war trotzdem nett. Einer der Höhepunkte war übrigens die Überreichung eines Geschenks, welches aus einigen Flaschen deutschen Bieres – Schneider Weisse, um genau zu sein – bestand. Na bitte!

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