Heimat, deine Sterne…

Nach einem Monat Kopenhagen war der Vogelwart für ein paar Tage in Deutschland unterwegs. Und für meinen hier nachzulesenden Bericht scheint mir der nostalgisch-verkitschte Titel durchaus berechtigt, denn angesichts des fantastischen Wetters bot sich mir am Samstagabend tatsächlich das Sternenzelt des heimatlichen Westerwaldes dar.

Zwischenstopp in der Domstadt

Zwar war ich ob der Langsamkeit, die mich bei der Gepäckauslieferung Flughafen Düsseldorf am Samstagmorgen heimsuchte, zunächst durchaus nicht erfreut. Doch da dies der Grund dafür war, dass ich keinen direkten Anschluss am Kölner Hauptbahnhof hatte, bin ich hier gerne bereit, gegenüber den Düsseldorfer Servicekrüppeln Nachsicht walten zu lassen. In Köln hatte ich nun 40 Minuten Aufenthalt, und so konnte ich drei Dinge tun, die mich sehr erfreuten. Zum einen konnte ich den Standardsatz meiner Mutter hinsichtlich der Windverhältnisse vor dem Hohen Dom zu Köln bestätigt wissen ("Auf der Domplatte zieht’et immer") und mir eine frische Frühlingsbrise um den Kopf wehen lassen, zum zweiten war es mir vergönnt, im Innenraum des Domes die mich immer wieder beeindruckende Erhabenheit dieses Kirchenbauwerkes atmen zu lassen, und drittens hatte ich im Anschluss daran noch Zeit, in einer der Bahnhofsgaststätten einen hervorragenden Cappuccino zu konsumieren.

Verwandtschaftskaffee

Ein glücklicher Zufall war es, dass gerade am Samstagnachmittag, an dem ich nun eben auch in Altenkirchen weilte, eine meiner Cousinen aus Niederfischbach und ihr Mann zum Kaffee kamen, um meine Eltern und mich zu ihrer Silberhochzeit einzuladen, die sie im Oktober in Ostfriesland feiern werden. Ich habe diese Stunden sehr genossen, weil einen die Gespräche über Verwandte, Erlebnisse im Berufsalltag oder Autos gelegentlich in wohltuender Weise aus den wissenschaftlichen Elfenbeintürmen der europäischen Metropolen auf den Boden der Tatsachen realen Lebens zurückbringen.

Parlamentarischer Abend in Berod

Die liebe Kollegin und Freundin, die auf diesen Seiten schon einmal als weise und stilistische Ratgeberin ihren Auftritt hatte, führte mich zusammen mit Ihrem Lebensgefährten am Samstagabend in eine kürzlich neu eröffnete Lokalität in Berod. Das SAM ist eine Mischung aus Esslokal, Volkskneipe und Cocktailbar, in dem der Versuch, Westerwälder Dörflichkeit mit moderner Internationalität (man serviert Spanisch-Kubanisches) zu verbinden, geglückt zu sein scheint. Dass da die Kellnerin statt der bestellten Kombination "Kölsch, Weißwein und Spezi" mit der Variante "Kölsch-Cola, Weißwein und Cola" an den Tisch kam und gelegentlich mal ein Plastikkaktus zu Boden ging, sei dem Lokal im Ganzen verziehen. Neben der obligatorischen Hasenfrage waren die kurzweiligen Stunden von politischen Diskussionen dominiert, in denen die übliche Divergenz zwischen der schwärzlich-professionellen, strategisch ausgerichteten Haltung von Frau S. und meiner rötlich-laienhaften, differenziert-grunsatzorientierten Position ebenso unterhaltsam war wie -nicht unerwartet- unüberbrückbar blieb.

Gottesdienst mit Armbruch

Die Sonne und das Bewusstsein, ja leider nur ein paar Stunden in Altenkirchen zu haben, trieb mich für sonntägliche Verhältnisse recht früh aus dem Bett und gab mir gar die Zeit, ein ziemlich ausgiebiges Frühstück einzunehmen. In der Messe in St. Jakobus wurden endlich mal schöne Lieder gesungen, auch wenn der Organist wie üblich nicht viel draus machte. Pastor Bruno Nebel meisterte den Gottesdienst einarmig, da er sich mittwochs zuvor den Arm brach. Nun ja, und die Predigt war die übliche, recht einfach gestrickte und konfus verbeispielte Kost, wenngleich das Thema ("Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden") durchaus mehr geboten hätte.

Gesellig im Sudhaus

Wenn man in Marburg in eine Kneipe geht, kann man sich kaum einen urigeren Ort aussuchen als das Sudhaus. Also hatte ich die Freunde und Kollegen der AG Tierökologie und der Liste Fachkraft zum Treffen ins Sudhaus geladen. Es war ein wunderschöner, geselliger Abend, an dem zwar nichts außergewöhnliches passierte, doch habe ich die gemütlichen Stunden am Hirschberg sehr genossen, da mir bewusst ist, dass sich solche Gelegenheiten nicht gerade häufen werden in der nächsten Zeit. Hanna, Juko, Esther, Christian, Martin, Kirsten, Christine, Matthias, schön, dass ihr da wart!

MMM: Makroökologie-Metropole Mainz

Am Montag und Dienstag wurde eine der drei Karnevalshochburgen am Rhein, die ich innerhalb meines Viertagestrips durchreiste, zur Metropole der deutschen Makroökologie, hatte doch Frau Prof. Katrin Böhning-Gaese zur ersten Tagung des nämlichen Informationskreises der Gesellschaft für Ökologie in die Rheinland-Pfälzische Hauptstadt geladen. Zunächst steuerte ich mein Hotel an, um dort ein Zimmer im Charme der, na ich würde mal sagen, frühen Achtziger Jahre vorzufinden (Badezimmer: eher frühe Siebziger), doch geräumig, sauber und mit allem, was man so braucht. Für Kurzaufenthalte ist das Hotel Moguntia aus Gründen des Preises, des Service, der Lage und des Frühstücks insofern also sehr zu empfehlen.

Viele bekannte Gesichter erschienen denn schließlich auf dem Mainzer Campus, doch wenn auch die groben Themen aus dem Programm mir zumeist schon geläufig waren, so waren einerseits doch auch ganz "neue" Leute und frische Vorträge zu erleben und hatten zum anderen die bekannten Größen viel spannendes Neues beizutragen. Ich selbst bekam für meinen eigenen Vortrag nochmals ein positives Feedback wie auch wertvolle Anregungen, eine globale Inselstudie aus Bonn beeindruckte in der üblichen Brillanz, methodisch wurde mein Verständnis für die Problematik der räumlichen Autororrelation dank Hallenser Fachverstand und eines in allen Bereichen überzeugenden Referats aus Mainz durchaus erweitert, und in der letzten Session am Dienstagvormittag bekam ich die Gelegenheit, zwei Dinge einzuüben. Ich durfte erstmals auf einer solchen Tagung drei Vorträge "anmoderieren", wenn man das Vorlesen des Namens des Vortragenden und des Titels als solches bezeichnen möchte. Somit konnte ich erstens diese Moderationskunst erlernen, was ich sogleich vergeigte, stellte ich den Bonner Kollegen Holger Kreft doch gleich als Volker Kreft vor. Naja, aus Fehlern wird man klug… Zweitens musste ich ob meiner Funktion der Herausforderung Herr werden, mal nicht einzunicken und auch das enstpannende Augenschließen sehr zu beschränken, was mir üblicherweise schwer fällt und mir diesmal doch mit Ach und Krach gelang. Na bitte.

Der gesellige Montagabend im "Weinhaus zum Beichtstuhl" war auch sehr gelungen, wobei die Massen, die einem hier als Portionen aufgefahren wurden, fast schon nicht mehr feierlich waren. Bereuen musste ich folglich beinah, dass ich mir (gottlob gemeinsam mit Roman) einen Spundkäs vorweg bestellt hatte. Fehlte den Bratkartoffeln auch ein wenig Salz, so waren sie doch knusprig und die Wildschweinwürste schmeckten deftig-würzig-gut. Und der Beilagensalatberg – frisch, vorwiegend grün und doch hochdivers, wäre in anderen Lokalitäten als Hauptspeise durchgegangen.

Deutschlandfazit

An dieser Stelle muss ich gar nicht viele Worte machen: Schön war’s. Die Trias aus (i) Westerwälder Familiengespräch mit politischem Lokalabend, (ii) Marburger Sudhausrunde mit Qualm, Bier und viel guter Diskussion und (iii) wissenschaftlichem Wiedersehen, wertvoller Weiterentwicklung und Wildschweinwürsten in Mainz war in jederlei Hinsicht lohnenswert.

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