Ebenso wie den großen Fürbitten und der Kreuzverehrung (klar, da gibt’s ja auch keinen Text). Bei letzterer wurde allerdings angesichts der Menschenmassen nur ein kleiner Teil zum Kreuz vorgelassen, der Rest hatte im Anschluss an den Gottesdienst die Gelegenheit dazu – was ich mir aber gespart habe. Nicht so genau nahmen es die Spanier übrigens mit der Regel, dass am Karfreitag die Orgel schweigt: Sie benutzten sie recht üppig, besonders um den stattlichen Chor zu begleiten, der zwar laut, aber intonatorisch nicht so recht auf der Höhe war, so dass er ohne die Orgel wahrscheinlich vollkommen auseinandergeflogen wäre. Der Gottesdienst war nun also alles in allem doch recht beeindruckend, zumal Seine Eminenz von einem üppigen Gefolge von Seminaristen, Diakonen, Priestern und zwei episkopalen Kollegen umringt wurde. Angesichts des lauten Chorgesangs und v.a. der unpersönlichen Massenatmosphäre wollte allerdings keine rechte besinnliche Passionsstimmung aufkommen. Diese Kathedralenstimmung taugt sicher mehr für das Hochamt am Sonntag, auf das ich bereits gespannt bin…
Von meinen Kollegen war mir versprochen worden, dass ich am Freitagabend überall in der Stadt die berühmten spanischen Karfreitagsprozessionen antreffen würde. Also machte ich mich auf in das entsprechende Stadtviertel südlich der Calle Mayor, wo sich gegen 19:00 Uhr auch schon einige Fernsehkameras postiert hatten. Kälte und Regen machten nun allerdings das Warten auf den Umzug nicht zur reinen Freude, so dass ich mich in eine nett-gemütliche Bar flüchtete, wo es zum einen warm und trocken war, ich zum zweiten Aussicht auf Kameramann und Straße hatte, ich zum dritten Zugang zu Kaffee bekam und ich zum vierten schließlich eine nette Bekanntschaft machte. Doch eins nach dem anderen. Nach zwei caffé con leche wagte ich nochmal einen Schritt auf die Straße, die sich aber immer noch im Regen befand und, wenn auch die regenschirmgeschützten Menschenmassen zunahmen, noch immer kein Anzeichen einer sich nähernden Prozession zeigten. Also wieder zurück in die Bar, Cola bestellen und warten. Dies wollte ich aber nicht mehr stehend an der Theke, sondern lieber sitzend am Tisch tun, und da ergab es sich, dass ich mich an den Tisch zweier junger amerikanischer Studentinnen setzte, mit denen ich mich gleich in ein sehr nettes Gespräch verwickelte. Das Ergebnis war, dass wir ca. zwei Stunden sehr intensiv miteinander plauschten und die Prozession abgesagt wurde, weil der Regen nicht nachließ. Alles in allem war ich aber somit mit dem Karfreitag 2007 durchaus zufrieden.