Zeitwurst: Lust am Schwein

Das macht Spaß! – Ein kulinarischer Ausflug in die Mettwurstidylle Mitteldeutschlands.

Immer wieder überlege ich, den Luxus, mir Woche für Woche die Wochenzeitung "Die ZEIT" per Luftpost in die wechselnden Stätten meines Aufenthalts liefern zu lassen, nicht doch mal einzustellen und stattdessen das gesparte Geld für andere Dinge aus dem Fenster zu schmeißen. Zumal ich in den letzten Monateh ohnehin so selten dazu kam, die zahlreichen lesenswerten Artikel auch nur annähernd zu lesen. Doch wenn ich dann einen Artikel wie jenen, für den ich hier ausdrücklich werben möchte, lese, vergeht mir jeglicher Zweifel, diese Qualitätszeitung nach wie vor im Abonnement zu haben.

Cornelius und Fabian Lange schreiben nun also in der ZEIT Nr. 46 vom 8. November 2007 über "Perlen von den Säuen". Um Wurst geht es hier, und zwar um was für welche! Mettwurst, könnte man sagen, doch damit hätte man längst nicht alles ausgedrückt, was hier im Darm reift – geht es doch um so viel mehr als um Mettwurst. Es geht um Stracke und Ahle, um Feldkieker und Dürre Runde, um Mastdarm und Warmfleischverarbeitung. Von einer Wurstkultur wird hier berichtet, die ihresgleichen sucht. Von Vierteltonnen-schweinen, die noch mit Weizen- und Gerstenschrot gemästet werden, erzählen die Gebrüder Lange ebenso wie von der Fachwerkidylle im Dreiländereck Thüringen-Hessen-Niedersachsen. Man schmeckt förmlich das Gute von der Heimat, wenn man diese Zeilen liest. Vegetarier sind einfach zu bedauern, das zeigt auch dieser Bericht wieder deutlich. Ja, zu bedauern sind die, die bei Sätzen wie dem folgenden, der das Geschmackserlebnis beim Genuss eines Feldkiekers beschreibt, nichts empfinden können: "Erst weich und cremig im Biss mit leicht säuerlichen Aspekten im Hintergrund. Dann kommt die Attacke, ein warmer Erdgeschmack explodiert am Gaumen und mischt sich mit dem reinen Fleischaroma. Schließlich schmilzt der Biss, und alles fließt dahin. Diese verblüffende Fähigkeit verdankt sie, man muss der Wahrheit ins Auge sehen, ihrem Fettgehalt."

Dass ich mich bei der all jenem Wurstschwelgen nur allzu gerne an die kurzweiligen Stunden aus Marburger WG-Zeiten erinnere und hier besonders an die Wurstfachverkäuferinnen im Edeka-Markt (die Frau ohne Hals und Frau F…, nicht wahr, Constanze!? – wie hieß denn nochmal unsere Lieblingswurstsorte?), lässt den Zeit-Beitrag in meiner Subjektivwertung in gewaltige Höhen steigen. [Danke auch an Dich, Susanne, für den Lesehinweis per Elektropost!].

Doch nun genug der Lobhudelei: Lesen Sie selbst!

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3 Kommentare

  1. Ach Christel,
    ich weiß das doch auch nicht mehr. Zu lang ist das her.
    Aber mich deucht, es handelte sich bei der “Lieblingswurst” in der Tat auch um “hessische ahle Worscht”, denn nichts anderes orderte ich je an Edes Wursttheke. Aber immer mit dem Zusatz: “Bitte die härteste, die Sie haben.” Woraufhin ein glückliches Wurstbetasten einsetzte.
    Einzig die Problematik, ob es sich nun um stracke Worscht oder Wurst im Kringelformat handelte, blieb gänzlich unerforscht(- man sollte es nicht glauben, denn schließlich läßt sich das doch schon allein an den Begriffen und der eigentlich zugehörigen Wurstform erkennen- ), denn die Frau ohne Hals hat in einer Sternstunde der Wurstberatung offenkundig Fragezeichen bei Sofia hinterlassen. Diese Unartigkeit hat Sofia in einer wunderbaren Küchentischmitteilung plastisch in Worten dargestellt. Vielleicht finde ich den Text noch und kopier ihn dir – oder Sofia höchstpersönlich wird sich deiner in Sachen Wurstverwirrung annehmen.
    Adieu, C.

  2. Ach noch etwas:
    Das ist ein großartiger Artikel, keine Frage. Immerhin geht es um die Wurst.
    Aber, noch ein Zusatz zur Präzisierung:
    Bei “unserer” Wurst (“horch, sie spielen unsere Wurst”) handelte es sich nicht einfach nur um “hessische”, sondern um “Schwälmer ahle Worscht”. Die Schwalm – eine nicht unbedeutende weitere Wurstkammer Mittelhessens.
    C.

  3. Wurstwelten – Ein Gastbeitrag von Sofia EgertonMein Blogwursteintrag und insbesondere der dazugehörige ZEIT-Artikel hat doch tatsächlich emotionale Bewegungen entfacht, die ihresgleichen suchen. Diese in Worten auszudrücken hat sich Sofia, die geschätzte

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