Widerspruch: ein kleiner, aber feiner publizistischer Erfolg

Mit einer gewissen Freude ob eines kleinen, aber feinen publizistischen Erfolges erlaube ich mir, die werten Blogleserinnen und Leser auf die Seite 11 der aktuellen ZEIT (Nr. 27 vom 26. Juni 2008) aufmerksam zu machen. Da schreibt ein gewisser Christian Hof in der Rubrik "Widerspruch" auf der Meinungsseite einen Beitrag zur aktuellen Krise der SPD bzw. zur Rolle der Medien im vermeintlichen Untergangstrubel der deutschen Sozialdemokratie. Unten können alle Interessierten meinen Text lesen, während die Ursache des Ganzen, der Artikel "Die alten Lieder singen" von Brigitte Fehrle in ZEIT Nr. 26 vom 19.06.2008 HIER zu finden ist. Kommentare, insbesondere kritische, sind außerordentlich erwünscht!

Widerspruch

zu Brigitte Fehrle: "Die alten Lieder singen" – DIE ZEIT Nr. 26, 19. Juni 2008

Krokodilstränenreich sieht Brigitte Fehrle (ZEIT 26/08) die Volkspartei SPD ihr Volk verlieren, wortreich unterstreicht sie deren derzeitige Schwäche.

Fakt ist, dass es der SPD nicht gut geht – das zeigen Umfragewerte und Mitgliederzahl. Worin die Schwäche begründet liegt, ist indes weniger eindeutig. Frau Fehrle und mit ihr weite Teile der journalistischen Zunft finden die Ursachen in der vermeintlichen Führungsschwäche oder der scheinbar irrationalen Verteilung "sozialer Wohltaten". Doch sind dies Befunde, deren Oberflächlichkeit enttäuscht, wenn sie nicht mindestens um einen wichtigen Punkt ergänzt werden, den die Medien womöglich in mangelnder Selbstreflexion übersehen bzw. nur unzureichend beleuchten: Den Sozialdemokraten gelingt es nicht, zu den aktuellen Problemen so Stellung zu beziehen, dass sie von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

Dies mag einerseits begründet liegen in der angeblichen Zerstrittenheit der Partei, die zweifellos die inhaltliche Außenwirksamkeit behindert. Andererseits jedoch auch in einer Medienlandschaft, die selbst gar noch heftiger die "Flucht in die Personalfrage" sucht und die, man wird den Eindruck nicht los, am vorgeblichen Untergang der deutschen Sozialdemokratie einen immensen Gefallen findet. Für eine Erholung muss die SPD ihre historischen wie aktuellen Erfolge selbstbewusster vertreten und Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit anbieten, die über den Tag hinausreichen. Doch die Medien müssen auch Raum dafür geben (freilich für alle demokratischen Parteien)!

Mit anderen Worten: Das Ringen der politischen Kräfte um die inhaltlich richtigen Weichenstellungen für die Zukunft muss in der politischen Berichterstattung wieder größeres Gewicht erhalten. Der nervende Spekulationseifer darüber, unter welchen Umständen Rot mit Dunkelrot oder aber Schwarz und Grün mithilfe von Gelb zusammenginge, bringt uns nicht weiter – dessen sollten sich auch die schreibenden und sendenden Medien bewusst werden.

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