Kreationismus: Geschenke für Evolutionsbiologen

Heute haben die beiden Professoren der Abteilung für Populationsbiologie der Universität Kopenhagen Geschenke bekommen. Jeweils eins, um genau zu sein, und zwar das gleiche. Nicht etwa, weil sie Geburtstag haben oder ein weiterer Karnevalsbrauch vorsehen würde, wichtigen Leuten am heutigen Aschermittwoch Geschenke zu machen. Nein, beide erhielten – wahrscheinlich in ihrer Eigenschaft als mit der Evolution befasste Wissenschaftler – einen riesigen, farbenprächtigen Bildband mit dem Titel "Atlas of Creation". Hierin beschreibt der Autor, der vorgibt, mit seinem Werk endlich die Wahrheit in die Welt zu bringen, wie man anhand von Fossilfunden belegen kann, dass es die Evolution nicht gegeben hat bzw. nicht gibt. Da es so viele Fossilien gebe, die heutigen Tieren und Pflanzen haargenau gleichen, sei dies ein Beleg dafür, dass es keine Veränderungen der Arten im Laufe der Zeit und logischerweise auch keine Artneubildungen gegeben habe. Eingesehen hat er immerhin, dass die Erde älter ist als die von den einschlägigen Kreationisten behaupteten paar Tausend Jahre. Das ist aber auch das einzige, was man an dem Machwerk andeutungsweise zu loben versucht sein könnte. Wie lächerlich das Ganze ist, zeigt sich beispielsweise an seiner Argumentation, dass es auch keine Evolution des Menschen gegeben habe: Die fossilen Funde der verschiedenen ausgestorbenen Spezies der Gattung Homo seien schlicht Fälschungen. Man habe z.B. Schädelkapseln heutiger Menschen mit Orang-Utan-Kiefern zusammengeklebt.

Fazit des Ganzen: All dieser scheinwissenschaftliche Popanz, der da um die als groben Unfug zu bewertenden "Theorien" (die Anführungszeichen stehen hier sehr bewusst) des Kreationismus oder des Intelligent Design versucht wird herumzubauen ist Schwachsinn, gelogen oder an den Haaren herbeigezogen. Ich erlaube mir hier dieses eindeutige Statement mal ganz einfach, ohne zu verkennen, dass breite Bevölkerungsschichten mit der Komplexität der Evolution nicht viel anfangen können und wollen. Vielleicht oder ganz sicher sind viele Evolutionsbiologen auch zu überheblich oder arrogant, ihre Wissenschaft den Menschen näher zu bringen. Doch ich verstehe es hier nicht als meine Aufgabe, dieses Defizit auszugleichen. Verweisen möchte ich stattdessen auf den etwas provokanten Artikel "Und Gott pfuscht auch" eines der profiliertesten Kreationismuskritikers, Steve Jones in der ZEIT vom 11.08.2005. Viel Vergnügen beim Lesen!

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