Klimawandel – neueste Nachrichten von gestern

[Insider-Hinweis weiter unten]

Wer die Veröffentlichung des zweiten Teils des IPCC-Reports noch nicht mitbekommen hat, sei hiermit ausdrücklichst darauf hingewiesen. Der IPCC ist das Intergovernmental Panel on Climate Change, zu deutsch der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen, kurz Weltklimarat. Gestern hat er den zweiten Teil seines diesjährig erscheinenden vierten Berichts vorgestellt. Hierin geht es um die Auswirkungen des Klimawandels weltweit, z.B. auf den Menschen oder Ökosysteme.

Ein bunter Strauß einiger im Internet frei verfügbarer Artikel zum
Thema sei hier allen Interessierten empfohlen (ohne Anspruch auf
Vollständigkeit, versteht sich):

Klaus Töpfer: Deutschland ist einer der größten Klimakiller (SZ)

Arme leiden am stärksten unter dem Klimawandel (SZ)

Sorge um die Welt (Ein Kommentar) (SZ)

Folgen der Erderwärmung bereits stärker als erwartet (FR)

Die Verletzlichkeit des Menschen (FR)

Klima plant 30er-Jahre-Revival (telepolis)

China will Klima schonen – aber erst später (SZ)

Ein Insider-Hinweis

Die in allen gestrigen Meldungen zitierte Aussage, bei einer Klimaerwärmung von ca. 2-3 Grad Celsius seien bis zu 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, (vgl. z.B. tagesschau online) ist mit Vorsicht zu genießen. Wie man weiß, stehe ich (z.B. beim heutigen Mitagessen) mit Wissenschaftlern in Kontakt, die sehr gut über Prognosen und Modelle über das mögliche Aussterben von Arten Bescheid wissen. Und diese Wissenschaftler betonen nachdrücklich die Schwierigkeit, genaue Zahlen zu prognostizieren. Gerne wird für diese "30-%-Prognose" von den verschiedensten Umweltorganisationen ein 2004 im Fachblatt Nature erschienener Artikel zu Rate gezogen. Diese Studie stellt andere Analysen in einer so genannten Metaanalyse zusammen, was eine umfassende Gültigkeit suggeriert. Leider ist es jedoch so, dass auch diese Metaanalyse nur ausgewählte Tier- und Pflanzengruppen in ausgewählten Regionen behandelt. Ohne ins Detail gehen zu wollen: Niemand auf der Welt kann vorhersagen, wie viele Arten auf Grund des Klimawandels aussterben werden. Sicher ist wohl, dass einige unwiderbringlich verschwinden werden, doch die 30-%-Hausnummer ist, um es vorsichtig auszudrücken, wahrscheinlich am allerobersten Ende der Schätzungen anzusiedeln. Die Umweltorganisationen laufen somit Gefahr, Wasser auf die Mühlen der Klimawandel-Skeptiker zu gießen, wenn seriöse Wissenschaftler sagen, dass wir solche Zahlen nicht voraussagen können, nach dem Motto: "Aha, ihr betreibt also nur Panikmache!". Der IPCC-Report und die vielen prognostizierten Auswirkungen sind aber keine Panikmache, sondern Tatsachen. Nur mit Zahlen sollte man vorsichtig umgehen!

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