Madrid hat mich wieder!

Nun wird es aber langsam Zeit, werden sich viele denken, die hier – die einen häufiger, die anderen seltener – reinschauen, und entweder gar nichts aktuelles oder Gastbeiträge vorfinden. Und da ich auch schon von diversen treuen Bloglesern explizit darauf angesprochen wurde, dass ich ja gar nichts mehr schreibe, will ich doch nun endlich mal wieder etwas eigenes beitragen, und wenn es sich nur, wie bei eben bei diesem Eintrag hier, um einen einen kurzen Auszugslagebericht meines aktuellen Daseins handelt.

Seit dem 1. November bin ich nun also wieder in Madrid. Nachdem ich bekanntermaßen im Frühjahr dieses Jahres bereits ca. 80 Tage hier verbringen durfte, bin ich nun für voraussichtlich ungefähr eineinhalb Jahre in die spanische Hauptstadt zurückgekehrt, um damit den Auflagen meines internationalen Promotionsstipendiums nachzukommen, welches vorsieht, dass ich je die Hälfte meiner dreijährigen Doktorarbeitszeit in Kopenhagen und Madrid zubringe. Dass die Jahreszeit es mir diesmal ganz besonders leicht gemacht hat, aus dem neblig-nassen Dänemark ins zwar teils durchaus kalte, doch zumeist trockene und vor allem sonnige Zentrum der Iberischen Halbinsel zu entfleuchen, kann sich wohl jeder vorstellen, der einmal den dänischen Herbst und Winter zu erleben vermochte.

Behördenhürden

Spanische Behörden und Dienstleistungsunternehmen machen es einem wahrlich nicht leicht, hier heimisch zu werden. Gottlob bringe ich, resultierend aus den im Frühjahr gemachten Erfahrungen, eine gute Portion Gelassenheit bei eigentlich allen Dingen mit, so dass das Umschiffen bzw. Wegwälzen der diversen Bürokratie- und Servicesteine, die einem hier vor der finalen Ansiedlung in den Weg gelegt werden, einstweilen zu meinen leichtesten Übungen gehört. Während die Wohnungssuche relativ problemlos vonstatten ging (bei einem recht reichhaltigen Angebot habe ich einen guten Kompromiss zwischen Wohnfläche, Lage, Ausstattung und Mietpreis finden können), der Arbeitsalltag problemlos starten und ich auch reibungslos ein Bankkonto einrichten konnte, kann ich von zwei Beispielen berichten, bei denen man bei aller Gelassenheit um ein gewisses Kopfschütteln nicht umhin kommt:

1. Mobiltelefon

 

Gleich an einem der ersten Tage meines Aufenthaltes hier machte ich mich daran, ein spanisches Mobiltelefon zu erwerben. Ich wollte mir (da ich zu Beginn eben noch kein spanisches Konto hatte), bewusst ein prepaid-Handy besorgen, um allen möglichen Problemen der Abbuchung von Vertragsgebühren etc. gleich aus dem Weg zu gehen. Nun denn – auf zum nächsten Vodafone-Shop, in dem man zwar Nümmerchen ziehen konnte, die aber, wie ich nach etwa einer Viertelstunde Wartens und Vorbeiziehens von zahlreichen Nachmirgekommenen feststellte, bei niemandem, namentlich nicht beim Personal, Beachtung fanden. Meine Frage, ob man auch Englisch spreche und verstehe, wurde mit dem recht üblichen (“a little”) beantwortet, und so verstand die Dame am Schalter zumindest, dass ich ein Telefon ohne Vertrag wollte. Sie zeigte mir die Preise und die dazugehörige Telefonauswahl, und ich war guter Dinge. Ich suchte mir spontan das billigste Handy aus, und schon begannen die guten Dinge ins oben bereits erwähnte Gelassenheitsloch zu rutschen: Einen Ausweis wollte sie, den ich ihr noch geben konnte, doch dann wollte sie auch noch einen Registrierungsnachweis. Tja, den habe ich leider noch nicht (warum nicht: vgl. Beispiel 2), und so hatte ich für heute zu resignieren. Doch an einem der nächsten Tage fasste ich neuen Mut. Was, wenn die Schaltertante mit ihrem koketten Vodafone-Schlüsselband mich doch nicht richtig verstanden hatte? Ich ging frohgemut in einen anderen Vodafone-Laden und trug abermals in der gleichen Reihenfolge (a little – Billigstes – Ausweis), meine Anliegen vor. Doch, man höre und staune, sie verlangte den gleichen Nachweis wie die Kollegin im Nachbarladen. Also gut, dachte ich mir, das wird dann wohl seine Richtigkeit haben. Warte ich also, bis ich meinen Registrierungsnachweis erhalte. Was mich dann jedoch stutzig machte, waren die Gespräche mit zwei Kolleginnen, die, obgleich ebenfalls aus fremden Landen, ihr Handy ohne jeglichen spanisch-behördlichen Registrierungsnachweis erhalten hatten. Also fasste ich (nachdem ich inzwischen ein Bankkonto und eine feste Adresse mein Eigen nennen konnte, ohne Registrierungsnachweis indes) all meine Zuversicht zusammen und ging in einen dritten Laden. Wieder wurde das gleiche Ritual heruntergeleiert (bisschen – Billiggerät – Passvorlage), und siehe da, plötzlich war kein Registrierungsnachweis vonnöten, sondern man war bereit, mir ohne einen solchen ein Prepaid-Handy (und gar einen Internetvertrag) auszuhändigen. Nur meine spanischen Kontodaten wollten sie haben. Und es war ja ein leichtes für mich, diese Anforderung zu erfüllen. Dass die Damen freilich den Konto-Vertrag in Kopie haben wollten, für dessen Herbeischaffen ich nochmals nach Hause und wieder zurück zum Laden latschen durfte, lassen wir mal geflissentlich beiseite. Was schließen wir daraus: Keine Ahnung. Vielleicht, dass man (a) dem “a little” keinen Glauben schenken sollte und (b) Geld, und nicht Behördennachweise, die Welt regiert.

2. Der Registrierungsnachweis

Hält man sich länger als drei Monate in Spanien auf, hat man sich an zwei Stellen zu registrieren. Zum einen beim Einwohnermeldeamt, zum anderen bei der Ausländerbehörde. Vor allem letzteres ist wichtig, da man anhand der dortigen Registrierung die Ausländer-Steuernummer (“N.I.E.”) bekommt, mit der man allerhand machen kann (?). Nun ist es aber leider nicht so, dass man einfach, wie z.B. in Deutschland oder in Dänemark, aufs Amt geht, geraume Zeit wartet und diesen Registrierungsnachweis bekommt. Nein, man ruft bei der Behörde an, erhält einen Termin und erhält dann (bekanntermaßen innerhalb von ca. 5 Minuten) die Registrierung und die N.I.E. Hört sich ja gar nicht dumm an – so kann man lästige Wartezeit vermeiden. Der Haken ist der Anruf bei der Behörde. Zunächst war es nicht ganz einfach, die richtige Telefonnummmer herauszufinden. Ein Informationsbrief der deutschen Botschaft “Leben und Arbeiten in Spanien” wies eine Behördenanschrift (mit dazugehöriger Telefonnummer) aus, das nach den übereinstimmenden Aussagen meiner beiden bereits erwähnten Kolleginnen, nicht mehr geöffnet sei. In den Notizenarchiven derselben Kolleginnen konnte die Nummer auch nicht mehr aufgefunden werden. Auf den mir empfohlenen Internetseiten des spanischen Ministeriums des Innern konnte schon gar keine Information ausfindig gemacht werden, die nicht entweder auf einen vollkommen unverständlichen Formularwust wies oder eine Auswahl unzähliger Büros und Telefonnummern (ohne jeglichen Hinweis, welche die zuständige Adresse sein könnte) verlinkte. Schließlich fand ich eine Telefonnummer zum von meinen Kolleginnen als zuständig identifizierten Behördenbüro, doch dieses war nun ausweislich der Homepage ebenfalls geschlossen. Nach vielen Tagen Grübelns, wie ich an die notwendige Telefonnummer kommen könnte, diversen Anrufen bei der deutschen Botschaft (bei der mich die Vermittlung an den Sozialreferenten weiterreichte, der zwar sehr höflich war und mich, zumal ungefragt, hinsichtlich meiner Krankenversicherungsangelegenheiten beriet, aber überhaupt keine Ahnung hatte, wie er mir bei meinen Anliegen weiterhelfen konnte, sondern mich stattdessen an die Konsularabteilung verwies) und weiteren Stunden im Netz auf der Suche nach der richtigen Nummer wurde ich schließlich mehr oder minder unverhofft auf den Seiten des spanischen Polizeikomissariats fündig, auf denen tatsächlich drei Nummern für eine Terminvereinbarung zum Erhalt einer N.I.E. standen. Na endlich! Telefonzeit: 9:00 bis 14:30 Uhr. Wer nun allerdings glaubt, die Geschichte hat bereits ein Ende, der irrt! Es gibt nämlich kein Durchkommen auf allen drei Leitungen. Nach ca. 30 Anrufen, die nicht etwa, wie man es in Mitteleuropa gewöhnt ist, in Warteschleifen endlose Runden drehten, sondern mit einem plumpem Besetztton je rapide beendet wurden, verstand ich den Hinweis des Konsularbeamten, dass man ja wisse, wie schwierig es sein, einen Termin für den N.I.E.-Erhalt zu bekommen. Doch was blieb mir anderes übrig, als es weiter zu versuchen. Und man höre und staune, anderntags war dann mein Terminbegehren recht zügig von Erfolg gekrönt. Man gab mir einen Termin für den 14 Januar (!) und informierte mich über die Unterlagen, die ich mitzubringen habe, wovon ich angesichts des ungebremsten Spanischtempos der Sprecherin zwar nicht viel, aber hoffentlich das notwendige verstanden habe. Ob letzteres stimmt, wird sich an besagtem Termin im neuen Jahr erweisen.

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1 Kommentar

  1. Endlich! Gestern war es so weit. Mein Termin war gekommen. Nein, es handelt sich nicht um eine Geburt, eine Operation oder eine Audienz bei spanischen König, ich berichte hier von einem Termin im Generalkomissariat, namentlich in der Ausländerbehörde, den

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