Frohe Ostern!

Nach langer Abstinenz von diesem meinem Blog melde ich mich bei meinen werten Leserinnen und Lesern mit herzlichen Ostergrüßen aus Madrid, verbunden mit dem Versprechen, dass ich mich in den nächsten Wochen wieder ein wenig intensiver jenem elektronischem Publikationsorgan zu widmen versuchen werde. Es hat sich schließlich allerhand ereignet in den vergangenen eineinhalb Monaten, die zwischen dem letzten Eintrag und dem heutigen liegen: Ich selbst bin knapp drei Wochen durch Vietnam gereist, Hessen hat gewählt, und die politische Landschaft Deutschlands links der Mitte ist scheinbar (und ich benutze das Wörtchen “scheinbar” ganz bewusst, und nicht das so ähnliche “anscheinend”) in Umwälzungen begriffen. Genug Stoff für allerhand text- und bildliche Berichte und Kommentare meinerseits – wir wollen mal sehen, was ich diesbezüglich zu produzieren in der Lage sein werde angesichts der Priorität des Fortgangs meiner Doktorarbeit…

Für heute will ich es jedoch bewenden lassen mit dem Wunsch für alle Leserinnen und Leser, dass sie an der Freude, die mit dem Osterfest – dem Wunder der Auferstehung des Menschensohnes – verbunden ist, teilhaben mögen. Selbstverständlich sind in diesen Wunsch alle, die mit dem, was vor knapp 2000 Jahren in Jerusalem geschah, nichts oder nur wenig anfangen können, eingeschlossen. Und nachdem ich eben, kurz vor dem festlichen Pontifikalamt in der sonnendurchfluteten Kathedrale de la Almudena, tatsächlich den ersten Storch des Jahres mit einem Zweig zum Nestbau über den Königspalast fliegen sah, komme ich abschließend nicht umhin, als einen kleinen klassisch-erstklassischen lyrischen Eindruck der Oster- oder Frühlingsfreude an dieser Stelle den Osterspaziergang aus Goethes Faust Euch und Ihnen allen mit auf den Weg zu geben:

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorten sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt’s im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen, finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden;
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit’ und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

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