Glühbirnenergänzung

Liebe Blogleser, Klimaschutzinteressierte und Glühbirnenbewanderte,

wie der eine oder die andere vielleicht bereits schon bemerkt hat, hat der Kollege Juko M. L., seineszeichens Universitätssenator an der Alma Mater Philippina in Marburg, einen wichtigen Hinweis im Kommentarbereich meines blogs verpackt, den ich hier nochmals ausdrücklich erwähnen möchte (Danke, Herr Kollege!). In der Tat sind es zumeist die selben Glühdrahtfirmen, die auch den Reibach mit den Energiesparlampen machen. Doch ich muss hier ausdrücklich ausrufen: Sollen sie doch! Denn ist die Produktion von diesen Wunderdingern moderner Technik nicht gerade das, was man eine win-win-Situation (zu deutsch: gewinnen-gewinnen-Lage) nennt? Die Firma verdient Geld, zahlt Steuern und schafft Arbeitsplätze, der Verbraucher spart Geld beim Stromverbrauch (auch nach Einrechnung der höheren Kosten für die neue Sparbirne), und das Klima freut sich obendrein. [Einige brauchbare Informationen zu diesen Sparwundern, speziell für Familie G. aus H. bzw. L. gibt es hier].

Was ich mit meinen Einlassungen in Sachen Politik jedoch auszudrücken beabsichtigte, ist, dass der gemeine Abgeordnete (und auch so mancher ungemein wichtiger Minister) gar zu oft lediglich an die nächste Wiederwahl denkt. Diese wiederum ist gar zu oft davon abhängig, ob er im Bundestag (oder im Ministerium…) so entschieden hat, dass es der Bevölkerung in der Wahlkreisprovinz gefällt, dass z.B. Arbeitsplätze in in jeder Hinsicht vollkommen perspektivlosen Betrieben gerettet werden, und nicht, ob auch die zukünftigen Generationen, die Artenvielfalt, das Weltklima oder die Einwohner der Südseeatolle von der Entscheidung profitieren.

Die Kurzsichtigkeit der Politik (und vielfach auch des Souveräns bei der Wahl!) ist in vielen Fällen das Grundübel der deutschen Demokratie.

Eine Glühbirnenposse. Oder auch -glosse

Alles dreht sich’s ums Klima. Bzw. um dessen Wandel. Und dabei werden jetzt ganz schwere Geschütze aufgefahren. Arnold Schwarzenegger lässt in Kalifornien die Glübirnen verbieten. Mitreißend! So mitreißend, dass prompt Australien, seineszeichens nachhaltigster Unterstützer des Kyoto-Protokolls, mitgerissen wird und Edisons Machwerk gleichfalls den Kampf ansagt. Das können die Europäer – Vorreiter im Klimaschutz weltweit (vgl. die deutsche Auto-Wir-gegen-das-Tempolimit-Industrie) – nicht auf sich sitzen lassen. Dankbar greifen die alten Recken der Grünen Partei, die sich seit dem Beginn der Großen Koalition und nach dem Verlust jeglicher Regierungsbeteiligung im deutschen Länderflickenteppich ein wenig klamm in der Oppositionsecke herumdrücken – nach dem heißen Draht und fordern ihrerseits dessen Verbot. Sigmar Umwelterzengel Gabriel, der kernige Reaktor in Berlin, eiert zuerst bisschen rum, um dann die EU aufzufordern, das leuchtende Obst zu bannen. Mal sehen, wie diese Posse weitergeht.
Nun fragt man sich als einer, der interessiert die Weltpolitik im Auge zu halten sucht, und der gar "gegen das Weltklima forscht" (Danke für diese Beschreibung, Herr Professor Kirchner), wessen Glühbirne da noch in der richtigen Windung sitzt. Niemand, auch ich nicht, hat etwas gegen das Verbot dieser Dinger, außer vielleicht all die Osrams und Philips’s der Welt. Und vielleicht noch die Bundes- und Landtagsabgeordneten, die einen solchen Betrieb und seine Milliarden Arbeitsplätze in ihren Wahlkreisen haben. Aber die vernachlässigen wir jetzt mal geflissentlich. Nein, sollen sie die Dinger verbieten, verbannen, ächten. Aber kommt einem das nicht so vor wie die vier (vielleicht kalifornischen oder australischen) Ostfriesen, die den Tisch drehen, auf dem der fünfte steht und die sich herauswindende Glübirne festhält, wohernach sie die Klimaanlage ein Grad kühler einstellen, weil sie so schwer geschafft haben? Oder vielleicht wie der Amerikaner, der drei Standby-Geräte nachts ausstöpselt und am Nachmittag im Pickup 300 Meter zum nächsten Park fährt, um dort bei einer Dose Cola das herrliche Grün zu genießen? Oder wie der Pfandflaschenbenutzer, der am Wochenende von Nürnberg nach Berlin zum Kurzurlaub jettet?
Klimapolitik hat Priorität in der aktuellen Politikerrhetorik – immerhin!, denn was war es nicht schon für ein steiniger Weg dorthin. Wenn sich hieraus jetzt noch eine Handlungspriorität entwickeln würde – im Zweifel gegen den kurzbefristigten Arbeitsplatz in der Nachbarschaft des Parlamentariers und für die kommenden Generationen mitsamt der globalen Artenvielfalt und den (ant-)arktischen (und nicht nur den bayerischen) Gletschern, dann Glück auf, Herr Gabriel!
…to be continued…

Faszinierende Parasitenparasiten

Jawohl Sie haben richtig gelesen. Es geht um Parasitenparasiten. Was das ist, wird sich im Rahmen dieses Eintrags hoffentlich gleich eröffnen. Es gab heute im Department einen absolut faszinierenden Vortrag über die Arbeit eines Wissenschaftlers des Centers for Social Evolution. Dr. David Hughes berichtete von seinem jüngsten Thailand-Aufenthalt, während dessen er vornehmlich ein besonders spannendes Parasiten-System beforscht hat. Dazu zunächst ein kleiner Exkurs.

Exkurs: Parasiten

Parasiten sind, populärwissenschaftlich ausgedrückt, Organismen, die von anderen Organismen (genannt Wirten) leben, und zwar zu Lasten ihrer Wirte. Bekannte Beispiele sind Flöhe auf Hunden, Bandwürmer in Schweinen oder Krätzmilben in Menschen. Ja, ekelhaft, aber wenn man Biologe ist, weiß man das wissenschaftlich-distanziert zu betrachten. Nun gibt es besondere Parasiten, die ihre Wirte zu ganz bestimmten Verhaltensweisen veranlassen. Der Kleine Leberegel zum Beispiel veranlasst die Ameise, in der er ein bestimmtes Stadium seines Lebenszyklus verbringt, dazu, wenn er gerne in sein nächstes Stadium überwechseln möchte, dass sie sich an der Spitze eines Grashalms festbeißt, so dass sie von einer Kuh oder einem Schaf aufgegessen wird. Denn der Leberegel will in seinem nächsten Lebensstadium in die Leber des Wiederkäuers gelangen. Hierzu modifiziert er das Gehirn und damit das Verhalten der Ameise.


David Hughes hat nun auch über Ameisen berichtet, doch zusätzlich nicht über Leberegel, sondern über Pilze. Es gibt nun also im südostasiatischen Regenwald parasitische Pilze, die in Ameisen leben. Ameisen sind bekanntlich soziale Insekten, doch wird eine Ameise einer bestimmten Art von einer bestimmten Art Pilz befallen, dann geht sie ihre eigenen Wege, marschiert den Baumstamm herunter, auf dem ihre Kolonie ansässig ist, und setzt sich am Waldboden auf ein Blatt und wartet dort, bis sie stirbt. Wenn sie gestorben ist und der Pilz sich fertig entwickelt hat, wächst aus dem Ameisenkopf der Fruchtkörper des Pilzes in Form eines Stängels und eines Köpfchens, aus dem die Sporen herausplatzen, mit denen sich der Pilz vermehrt (vergleichbar mit Samen von Pflanzen). Das ist ja an sich schon spannend, doch es geht noch weiter. Von dem Pilz, so haben die Kopenhagener Forscher herausgefunden, lebt eine Vielzahl von anderen Tieren. So fanden sie z.B. bestimmte Eier und Maden (welche sich als Gallmücken herausstellten, die aber noch nicht bis zur Art bestimmt, vielleicht auch noch nicht beschrieben sind) auf den toten, von Pilz bewachsenen Ameisen. Diese fressen den Pilz. Interessanterweise leben Gallmücken normalerweise in bzw. von Pflanzengewebe, so dass diese Art hier einen gewissen Wirtswechsel durchgemacht haben muss. Schließlich haben die Forscher auch noch entdeckt, dass von den Larven dieser den die Ameise befallenden Pilz verzehrenden Gallmücke wiederum bestimmt Schlupfwespen leben. Dies ist also eine vierstufige "Nahrungskaskade": Wespe frisst Mücke frisst Pilz frisst Ameise. Also Parasiten auf Parasiten auf Parasiten. Der Einfachheit halber habe ich das im Titel als Parasitenparasiten ausgedrückt. Wahrscheinlich handelt es sich pro Stufe oberhalb des Pilzes um verschiedene Arten, und es wurden außerdem noch Larven und Eier anderer Insekten gefunden, so dass es sich bei diesem "Tote-Ameise-Pilz"-System um einen Komplex von mehr als zwei Dutzend Arten handelt. Also wenn das nicht faszinierende Biologie ist, dann weiß ich es auch nicht.

Schneesturm

Schnee…

 

Figure 1
…liegt seit gestern hier in der dänischen Hauptstadt. Seit Tagen sprach man im Department schon über den heranziehenden Schneesturm, und tatsächlich begann es gestern Morgen bereits zu stürmen und gestern Nachmittag setzte heftiger Schneefall ein, so dass inzwischen gut 20 cm Schneedecke liegen, auch neben/am/auf dem Gebäude, in dem Teile des Biologischen Instituts untergebracht sind – so auch das Center for Macroecology und damit auch ich (Fig. 1). So manches Fahrrad, das allein und hilflos am Straßenrand stand, wurde unter der fallenden weißen Pracht begraben (Fig. 2). Vom Radfahren werden die Dänen indes durch Schnee(matsch)massen nicht abgehalten (Fig. 3). Selbst überdachte (jedoch nicht ringsum geschlossene) Telefonzellen wurden vollgeweht.
Figure 4
Figure 3
Figure 2

 

Dänisch. Hier: einige Wörter des täglichen Gebrauchs.

Mir gefällt das Dänische – vom Hören(sozu)sagen – ganz gut. Es hat was Geschwätziges, und das liegt mir ja. Hier mal eine kleine Auswahl gebräuchlicher und interessanter Wörter, die ich bisher aufgeschnappt habe:

  • Ensrettet – Einbahnstraße
  • Tryk – Drücken
  • Traek – Ziehen (das ae ist als zusammengeschrieben zu verstehen – leider weiß ich nicht, wie man solche Sonderzeichen hier verwendet)
  • Kroner – Kronen
  • Rengoring – Reinigung (das o ist durchgestrichen, s.o.)
  • Boller -Brötchen
  • Skat – Steuer
  • Skattekort – Steuerkarte
  • Hilsen – Gruß
  • Hilsener – Grüße
  • Mange hilsner – viele Grüße
  • Kaere hilsener – liebe Grüße
  • Sne – Schnee
  • Bank – Bank
  • Fugl – Vogel
  • Folkeregistret – Einwohnermeldeamt
  • Lokalavisen – Lokalzeitung

Bitte lernen, morgen wird’s abgefragt.

Kreationismus: Geschenke für Evolutionsbiologen

Heute haben die beiden Professoren der Abteilung für Populationsbiologie der Universität Kopenhagen Geschenke bekommen. Jeweils eins, um genau zu sein, und zwar das gleiche. Nicht etwa, weil sie Geburtstag haben oder ein weiterer Karnevalsbrauch vorsehen würde, wichtigen Leuten am heutigen Aschermittwoch Geschenke zu machen. Nein, beide erhielten – wahrscheinlich in ihrer Eigenschaft als mit der Evolution befasste Wissenschaftler – einen riesigen, farbenprächtigen Bildband mit dem Titel "Atlas of Creation". Hierin beschreibt der Autor, der vorgibt, mit seinem Werk endlich die Wahrheit in die Welt zu bringen, wie man anhand von Fossilfunden belegen kann, dass es die Evolution nicht gegeben hat bzw. nicht gibt. Da es so viele Fossilien gebe, die heutigen Tieren und Pflanzen haargenau gleichen, sei dies ein Beleg dafür, dass es keine Veränderungen der Arten im Laufe der Zeit und logischerweise auch keine Artneubildungen gegeben habe. Eingesehen hat er immerhin, dass die Erde älter ist als die von den einschlägigen Kreationisten behaupteten paar Tausend Jahre. Das ist aber auch das einzige, was man an dem Machwerk andeutungsweise zu loben versucht sein könnte. Wie lächerlich das Ganze ist, zeigt sich beispielsweise an seiner Argumentation, dass es auch keine Evolution des Menschen gegeben habe: Die fossilen Funde der verschiedenen ausgestorbenen Spezies der Gattung Homo seien schlicht Fälschungen. Man habe z.B. Schädelkapseln heutiger Menschen mit Orang-Utan-Kiefern zusammengeklebt.

Fazit des Ganzen: All dieser scheinwissenschaftliche Popanz, der da um die als groben Unfug zu bewertenden "Theorien" (die Anführungszeichen stehen hier sehr bewusst) des Kreationismus oder des Intelligent Design versucht wird herumzubauen ist Schwachsinn, gelogen oder an den Haaren herbeigezogen. Ich erlaube mir hier dieses eindeutige Statement mal ganz einfach, ohne zu verkennen, dass breite Bevölkerungsschichten mit der Komplexität der Evolution nicht viel anfangen können und wollen. Vielleicht oder ganz sicher sind viele Evolutionsbiologen auch zu überheblich oder arrogant, ihre Wissenschaft den Menschen näher zu bringen. Doch ich verstehe es hier nicht als meine Aufgabe, dieses Defizit auszugleichen. Verweisen möchte ich stattdessen auf den etwas provokanten Artikel "Und Gott pfuscht auch" eines der profiliertesten Kreationismuskritikers, Steve Jones in der ZEIT vom 11.08.2005. Viel Vergnügen beim Lesen!

Ominöser Fehler und Dänisch – hier: Karnevalsbräuche.

Heute war diese Seite (auch für mich) eine ganze Zeit lang unabrufbar. Schade. Keine Ahnung, woran es gelegen hat, doch ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, sollten die, die den Blog aufzurufen versuchten, es als solche verstanden haben, ihn nicht haben aufrufen zu können. Das war’n schwerer Satz, was? Germanisten, wiederholt mal, analysiert und korrigiert! (Susanne G., Stefan Sch., Frank Sch., Christian Sch., Esther M., Martin G., Sabine K. etc., an die Front!)

Dänischer Karneval…

…heißt Fastelavn [ausgesprochen: Fastelauwn – mit hauchzart angedeutetem "w"]. Bei der heutigen Kuchensession im Department (zu der ich meine(n) Einstandskuchen spendierte, u.a. übrigens einen Rotweinkuchen, der, obwohl alle überrascht waren, dass man Rotwein in einen Kuchen tun kann, sehr gut ankam), wurde sich auch über einige Bräuche zum heutigen Rosenmontag ausgetauscht. Es wurden zum Beispiel auch "Fastelavnsboller" ausgegeben. Dies sind keine Böller, sondern eine Art Krapfen. Oder noch besser umschrieben: Hohle, süße, weiche Brötchen mit einer Spur Apfel-Zimt-Füllung und Zuckerguss. Sehr lecker übrigens. Wobei mir von einem holländischen Kollegen gesteckt wurde, dass die Dänen zu nahezu jedem erdenklichen Anlass irgendwelche Boller zünden, äh…, backen und essen. Weitere Bräuche sind das Verkleiden (offenbar durchaus vergleichbar mit einem unserer Karnevalsbräuche), sowie traditionell das Erschlagen der Katze im Fass. Es wurde uns Auswärtigen ein Informationsblatt dazu ausgehändigt, sinnigerweise englisch geschrieben, welches die Genese und heutige Durchführungsweise dieses merkwürdigen Brauches erklärt. Ich fand das so seltsam, dass ich gleich die Hälfte der Informationen wieder vergaß, doch trotzdem werde ich die in meinem Gedächtnis noch aufzufindenden Bruchstücke hier gerne beitragen (für die Richtigkeit oder gar das Nichtvorhandensein eigener kreativer Ergänzungen übernimmt der Autor keine Verantwortung):

Früher hat man zu Fastelavn eine Katze in ein Fass getan und auf das Fass eingedroschen, bis das Fass zerbrach bzw. kaputt war. Wenn die Katze nicht schon ebenfalls dahingerafft war, wurde sie erschlagen. In späteren Zeiten hat man eine Katze, die bereits tot war, in das Fass getan und auf dem Fass herumgekloppt. Noch später hat man dann statt der Katze Süßigkeiten in das Fass getan und drauf rumgehauen, bis das Fass barst und die Kinder sich freuten. Und noch später ist daraus dann geworden, dass die Kinder, als Süßigkeiten verkleidet, mit einem Holzfass (heute: Holzbeutel, wahlweise umweltfreundlicher Vollkornleinenbeutel oder klimafeindliche Plastiktüte) durch die Straßen ziehen und Katzen erschlagen. Manche gehen auch als Katzen verkleidet und sammeln Süßigkeiten.

Beim Begriff Fastelavn habe ich heute überlegt, wie viele Begriffe es für "Karneval" im Deutschen gibt. Mir sind spontan folgende eingefallen:

  • Karneval
  • Fastnacht
  • Fassenacht
  • Fasnet
  • Fastelovend
  • Fasteleer
  • Fasching

Weitere bitte in der Rubrik "Kommentare" ablegen!

Karneval und Wissenschaft

Karneval

Gibt es in Dänemark Karneval? Jawohl. Zumindest bei mir im Fernseher. Ich habe das große Glück, das es in meiner Wohnung zum einen einen Fernseher gibt und zum anderen deutsche Fernsehprogramme. Zwei, um genau zu sein: Das Erste und das Zweite. Und was kommt am Fastnachtsfreitagabend im Ersten oder im Zweiten (dieses Jahr im Ersten)? Richtig: Die große Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht". Ja, ich oute mich an dieser Stelle erstens als Karnevalsfan und zweitens als Fernsehsitzungsschauer. Doch wer mich kennt, kann dies zumindest ahnen: So viele Kalauer müssen ja irgendwo her kommen. Ich halte es da ja mit Heinz Erhardt, der bereits sagte: "Machen Sie den Witz ruhig – einige lachen immer". Man könnte auch sagen: Unter 100 (zumeist schlechten) Witzversuchen ist dann auch mal ein guter. Deshalb mache ich auch in Makroökologie – denn in der Statistik Erfahrene (oder, wie man in der Mainzer Fassenacht sagen würde: Die, wo in Statistik bescheid wisse tue,) wissen, dass bei einer aureichend großen Stichprobengröße alles signifikant wird. Nun, drei meiner Ansicht nach bessere Kalauer aus den Büttenreden des heutigen Abends waren – wie in Mainz üblich – politische. Sie gehen so:

  • "Kennen Sie die Familienministerin Ursula von der Leyen? Das ist die, bei der selbst Protestanten an die unbefleckte Empfängnis glauben."
  • "Sie kennen doch auch Franz Josef Jung, oder? Der ist bei Roland Koch beschäftigt, und macht gerade in Berlin ein Praktikum als Bundesverteidigungsminister. Der hat gesagt: ‘Wir schicken eine Fregatte in den Libanon.’ ‘Nein,’ hat da die SPD gesagt, ‘Die Ulla Schmidt bleibt hier.’"
  • "Apropos Ulla Schmidt: Wissen Sie, was ich an der Ulla Schmidt schätze? … Nichts!"

So, das war’s. Ich muss ja auch sagen, dass ich die Kölner Karnevalsmentalität viel lieber habe. Mit Bützche, Kölsch und Alaaf. Die große Prunksitzung des Festkomitees Kölner Karneval gibt es übrigens am Montag. Dann (vielleicht) mehr dazu.


Wissenschaft

Nachzuweisen, dass ich mich neben Blog-Einträgen, Kaffee- und Kuchenpausen, Schach und Karnevalssitzungen auch mit Wissenschaft beschäftige, dem soll dieser Abschnitt dienen.

Bisher habe ich mich vorwiegend mit Lesen beschäftigt. Gilt es doch für mich, mich in verschiedene Themen, die sich im weitesten Sinne mit Klimawandel und Artenvielfalt befassen, komplett neu einzuarbeiten. Ich hoffe sehr, ich finde in den nächsten Tagen ein wenig Zeit, diese Themenfelder, die ich in den nächsten drei Jahren bearbeiten möchte, ein bisschen ausführlicher darzustellen, und zwar so, dass auch Menschen, die nicht gerade die Begriffswelt der Makroökologie und der Biodiversitäts- und Naturschutzforschung beherrschen, mit den Dingen etwas anfangen können. Denn gerade im Rahmen der Klimadebatte, welche ja in aller Munde ist und die selbst die Politik langsam auf allerhöchster Ebene ernstzunehmen beginnt (oder sollte man das Wort "beginnt" durch "vorgibt" ersetzen?), sind diese Fragen sicher spannend. Das, was ich mir bisher lesenderweise begonnen habe zu erschließen, ist mit folgender Stichwortsammlung zusammengefasst:

  • "species distribution models" mit "presence/absence", "presence only" oder "probability of occurrence" – Daten
  • der grundsätzliche Ansatz von "climate envelope models", auch genannt "niche based modelling"
  • "performance" verschiedener Vorhersagemethoden bzw. Modelle, z.B. von GLM (generalized linear models), GAM (generalized additive models), BIOCLIM (ein climate envelope model), BRUTO (wie GLM und GAM auch ein Regressionsmodell), MARS-COMM (ein Regressionsmodell zur Analyse von community data), GARP (ein genetic algorithm model), machine learning models wie MAXENT (ein maximum entropy model) oder BRT (boosted regression trees) etc.
  • Kalibrierung verschiedener Modelle und Abgleich mit realen Daten
  • "Kombinierung" der verschiedener Modelle ("ensemble forecasting" oder "consensus forecasting"), die ein besseres Verständnis über Unwägbarkeiten und Unterschiede verschiedener Modelle liefert und in Vorhersagen konservativer, also quasi vorsichtiger ist
  • Gründe für den globalen Rückgang von Amphibienpopulationen bzw. das Aussterben von Amphibienarten (ein paar Nature- und Science-paper hierzu hoffe ich an diesem Wochenende zu lesen)
So, das war jetzt mal ein kleiner Rundumschlag, um ein kleines Potpourri meines Lesestoffes der ersten beiden Wochen in Kopenhagen geliefert zu haben. Nun wird es zwei Kategorien von Lesern dieses Absatzes geben. Die Leser der einen Kategorie werden denken "Mensch, was ist das ein kompliziertes Zeug, was der da macht. Respekt! oder Lass mich in Ruh damit!". Die Leser der anderen Kategorie werden mich für völlig konfus, unstrukturiert, wenn nicht sogar für blöd halten und sich fragen, warum ich hier eine völlig zusammenhanglose Aneinanderreihung von Fachbegriffen (die ich womöglich vollkommen falsch verwendet bzw. verkürzt erklärt habe) aufschreibe, die überhaupt nichts aussagen. Ich wäre interessiert an Kommentaren hierzu – in denen vielleicht angegeben wird, zu welcher Kategorie sich der jeweilige Kommentator zuordnen würde. Oder gibt es gar neue Kategorien? Wer weiß.

Vogelwart – wer ist das?

Vogelwart?

  • Was ist das? Was macht der denn?
  • Und wieso heißt diese Seite hier überhaupt “Vogelwart auf Abwegen”?
  • Und was hat das alles mit Kopenhagen, A-cappella-Gesang, Hochschulpolitik, Makroökologie und Klimawandel zu tun?

Auf diese und ähnliche Fragen sucht diese Seite Eintraf hier einige Antworten zu geben. In erster Linie ist das natürlich für diejenigen gedacht, die mich noch nicht so gut kennen. Aber selbst für jene, die mich zu bereits zu kennen glauben, mögen sich hinter dem einen oder anderen Link interessante Entdeckungen verbergen.

Zur ersten Information über meine Person hier einige Links, auf denen ich allerhand zu meinem bisherigen Werdegang und diversen Aktivitäten dargestellt habe.

C.H. @ University of Copenhagen

C.H. @ Biodiversity and Global Change Lab, Madrid

C.H. @ Department of Animal Ecology, Philipps-Universität Marburg

C.H. @ open-politix.de

Doch nun zu den oben gestellten Fragen:

  • Was ist das? Was macht der denn?

Nun – was ist ein Vogelwart? Ich hätte ja der Einfachheit halber hier gerne einen Wikipedia-Artikel verlinkt. Doch man höre und staune, es gibt keinen Eintrag in diesem doch so umfassenden Online-Nachschlagewerk zum Thema “Vogelwart”. Das muss anders werden. Doch bevor ich mich vielleicht mal daran mache, Wikipedia in dieser Sparte auf die Sprünge zu helfen, schreibe ich hier lieber selbst was auf. Ein Vogelwart ist – im weitesten Sinne – eine Person, die sich mit Vögeln beschäftigt. Diese Erklärung sei allen Kalauerfreunden von Herzen gegönnt. Doch in aller Deutlichkeit sei hier betont, dass das ganze nichts Pornografisches an sich hat. Ein Vogelwart steht zumeist im Dienste einer Institution, z.B. einer staatlichen Vogelwarte oder, in den meisten Fällen, eines Naturschutzsvereins. In dessen Auftrag betreut der Vogelwart in der Regel ein Schutzgebiet und bzw. oder ist mit Aufgaben betraut, die dem Schutze und der Erfassung von Vogelbeständen dienen. Wobei dies meistens nicht auf Vogelbestände allein zu beziehen ist, sondern auf die Flora und Fauna des jeweiligen Gebietes.

Damit wären wir dann beim Aktivitätsspektrum des Vogelwarts. Und man höre und staune, eigentlich ist mit der Arbeitsbezeichnung “Vogelwart” schon alles gesagt: Der Vogelwart wartet Vögel und wartet auf Vögel. Das ist ein bisschen verkürzt dargestellt, doch im Prinzip ist das Arbeitsfeld des Vogelwarts genau das, wenn man diese Aktivitätsbezeichnungen so begreift, dass man das “Vögel warten” als den Schutz unserer gefiederten Freunde versteht, und das “auf die Vögel warten” als Zusammenfassung für die Tätigkeit des Kartierens und Zählens, also des Erfassens der Vögel eines bestimmten Gebietes, versteht.

Warum werde ich, der ich mit bürgerlichem Namen “Christian Hof” bezeichnet werde (mehr als einen Vornamen für mich konnten sich meine Eltern damals nicht leisten – es war ja kurz nach’m Krieg, wir hatten ja nix), nun hier und von vielen meiner Freunde “Vogelwart” genannt? Ganz einfach: Weil ich mal einer war. Vom 1. Juli 1998 bis 21. Juli 1999 habe ich meinen Zivildienst als Vogelwart beim Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. abgeleistet. Eingesetzt war ich im Naturschutzgebiet Asselersand (Gemeinde Drochtersen, ca. 20 km nördlich von der Unterelbe), welches 632 ha Marschland an der unteren Elbe umfasst. Einige Eindrücke dieses Gebietes gibt es hier – der Text zu Fauna und Flora entstammt übrigens meiner Feder, wenn ich mich recht entsinne. Während meiner ca. dreizehnmonatigen Dienstzeit auf dem Asselersand, die ich dort größtenteils mit Falk, dem auf der benachbarten Elbinsel Schwarztonnensand stationierten Kollegen, verbracht habe – mit dem ich bis heute, genau wie mit den ehemaligen Kollegen Friedrich (damals Helgoland, heute Frankfurt) und Johannes (damals Sylt, heute Homburg), freundschaftlich verbunden bin -, war ich vertretungsweise auch auf der Hallig Norderoog im nordfriesischen Wattenmeer und auf der Insel Neuwerk im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer eingesetzt. Mann, watt’s Satz. Dies also zu meinem persönlichen Hintergrund als Vogelwart.

Hallig Norderoog, Salzwiese mit Pfahlbau im Hintergrund.
Ein Schwarm Nonnengänse vor einem Elbdampfer.
Die Alte Domäne im Asselersand – Außendeich, die mir als Heimstatt diente.
Die Bilder zeigen einige Eindrücke aus meiner aktiven Vogelwart-Zeit.

Skak, Kamelopedia und der Väteraufbruch

Skak

Gestern gab es Skak. Skak heißt Schach. Allwöchentlich trifft sich der kleine, inoffizielle Schachclub des Department of Biology, um in ungezwungener Atmosphäre seine Schachkünste anzuwenden und auszubauen. Ich selbst spiele Schach, seit ich ungefähr acht Jahre alt bin. [Sagt man hier eigentlich bin oder war? Ich war ja damals acht, bin es aber immer noch, nur kamen inzwischen ein paar zahlreiche Jahre dazu. Egal.] Naja, so ist das vielleicht falsch ausgedrückt, denn ich lernte es zwar mit acht und habe damals auch viel geübt mit Tante Kiss – unserer Nachbarin und meiner unvergessenen Kinderfrau Josephine Kissener -, und in der Mittelstufe im Gymnasium gab es dann nochmal so eine Schach-Phase, in der unser Freundeskreis sich rundum mit Schachcomputern ausstattete, doch danach ist die Schacherei wieder ziemlich eingeschlafen. Nun erwacht sie wieder, und es macht ziemlichen Spaß, muss ich sagen! Ja, da werden jetzt manche sich das nicht vorstellen können, dass Schach spannend sein kann, doch denen muss mit Entschiedenheit widersprechen und mit Nachdruck betonen: Doch! Es ist spannend, es ist sogar außerordentlich adrenalinerhitzend, wenn man nicht nur gegen den Gegenspieler, sondern auch mit bzw. gegen die Uhr spielt, z.B. in Blitzpartien von 5 Minuten. Da darf man dann halt pro Zug nur 10-20 Sekunden aufwenden (abgesehen von der Eröffnung, die natürlich schneller gehen sollte!!), sonst hat man echt gelitten. Ich habe schlussendlich dreieinhalb von sieben gespielten Partien gewonnen, was ich angesichts der wirklich hervorragend und deutlich besser als ich spielenden Gegner als gar nicht übel betrachte. Bei der Phrase "gar nicht übel" fällt mir dann noch die Szene in Loriots "Ödipussi" ein, in der Frau Winkelmann zum Gesang anhebt und Frau Kekse, äh, Tietze, einen beginnenden Übelkeitsanfall vortäuscht, derweil Pussi (= Paul Winkelmann alias Loriot oder andersherum) begeistert dahin schmilzt und Herr Kekse, äh, Tietze empfiehlt, zum Schutze der Nachbarn die Fenster zu schließen. Hach, da könnte ich jetzt noch stundenlang drin schwelgen, doch das würde hier zu weit führen…


Kamelopedia

Allen Internetfreunden sei an dieser Stelle die Seite Kamelopedia ans Herz gelegt. So viel Absurdität, Schwachsinn und skurrilen Humor, der wirklich zum ein oder anderen Schmunzen, wenn nicht gar Lachanfall, anregt, muss man erst mal an anderer Stelle finden. Zu empfehlen ist angehenden Wissenschaftlern beispielsweise der Artikel zum Froscher, Freunden schwarzen Humors wird der Artikel zu einem Herrn A. Höckler gefallen. Grenzwertig, in der Tat, aber so ist das mit dem Sarkasmus.

Empfohlen wurde mir die Seite übrigens von einer hochgeschätzten Kollegin und ehemaligen Marburger AStA-Vorsitzenden in einer Skype-Konferenz mit einer weiteren, ebenfalls hochgeschätzten Kollegin, die sich am Beginn einer großartigen wissenschaftlichen Gesangskarriere befindet. Oder war es eine gesangliche Wissenschaftskarriere? Man weiß es manchmal nicht so genau.


Der Väteraufbruch

Heute hat das Bundesverfassungsgericht ein Urteil zu DNA-Tests von Vätern bzw. Kindern bzw. Kindern und Vätern bzw. zum Zwecke des Nachweises von Vätern bzw. Kindern gesprochen. Der Inhalt ist auf einschlägigen Seiten des Verfassungsgerichtes nachzulesen, wenn man denn die Zeit dazu hat.

Mit Sicherheit hat die Zeit dazu Herr Prof. Dr. Dr. U. Mueller vom Institut für Medizinische Soziologie und Sozialmedizin der Philipps-Universität Marburg. Er ist unter anderem tätig im Senatsausschuss für Studium, Lehre und Nachwuchsförderung der Philipps-Universität, Mitglied einer schon lange im Bundestag vertretenen Partei, Vorstand im Väteraufbruch für Kinder e.V., begeisterter Skifahrer und trägt auch im Winter coole Sonnenbrillen. Im Senatsausschuss leistet er außerordentlich wichtige Beiträge, z.B. mit dem Tagesordnungspunkt "Wege und Chancen zur Promotion für Frauen und Männer an der Philipps-Universität. Ein Zwischenbericht für den Fachbereich Medizin 2002-2005 von Herrn Prof. Dr. Dr. Ulrich Mueller". Mit verschiedenen Einlassungen zu Themen, die offenbar im Fachbereich Medizin nicht gerade ganz oben auf der Tagesordnung stehen, gibt er insbesondere den Studierenden im Ausschuss immer wieder wertvolle Beispiele, wie gewisse Einstellungen, die bei der Mehrheit der Professoren heute gottlob verschwunden sind, auch heute noch bei manchen Mitgliedern dieses erlauchten Standes ein Reliktdasein fristen. Herr Prof. Dr. Dr. Mueller gibt Interviews im Deutschlandfunk und publiziert wichtige Beiträge in "The Aging Male". Weiter so!